Gruppenausstellungen

«Mammon» – die Ausstellung zur Krise

Kunsthaus Möhnesee, Wamel

2009

20 Künstler kommentieren ein zeitgenössisches Drama

Zusammengestellt von Klaus Jüdes

Holger Bunk – »Shopping« (2009)
»Shopping« (2009), Pastell, 48 × 64 cm
Katalog-Vorwort:

Verstehen Sie die Krise? Ich verstehe sie nicht und mein Glaube, daß die Menschen, die sich an der Lösung der Krise beteiligen auch nicht wirklich klare Vorstellungen haben, ist nicht durch Politiker oder Parteien erschüttert oder beruhigt worden.
30 Künstler sind angeschrieben worden, ob sie zum Thema „Geld & Krise“ für eine Ausstellung eine künstlerische Arbeit beisteuern könnten. Die Rückmeldungen per Postkarte waren schon eine kleine Ausstellung wert und es meldeten sich 20 Künstler an.

„Mammon“ ist ein aus dem Arabischen entlehntes Wort, welches ursprünglich „Besitz“ heißt. Die Bedeutung wandelte sich vom eigentlich irdischen Besitz hin zum Gesichtspunkt des verführerischen und ungerechten Gewinns und zum Reichtum.
Das Thema Geld, Krise, Gier oder bad bank ist bei jedem Menschen angekommen. Es beschäftigt alle gesellschaftlichen Kreise. Der Milliardär verliert Millionen. Der Kleinstverdiener kommt vor die Entscheidung, ob er heizt oder ißt.

Ein Künstler ist ein Kleinunternehmer, der seine Haut und seine Produkte „auf dem Markt“ verkauft. Anders als das Handwerk und die Industrie und auch anders als der Lohnempfänger hat ein Künstler keine Lobby, die seine Interessen an der richtigen Stelle oder beim Gesetzgeber vertreten könnte.

Im Angesicht sich verändernder Lebensbedingungen, der Juridisierung und Ökonomisierung der Gesellschaft ist der einzelne künstlerische Unternehmer für eine Gegenwehr oft genug ohnmächtig und ohne passende Werkzeuge. Neben der Pflege von Intuition und Idee, ist der Künstler auch harter Realist. Um die Beobachtungen der Realwelt mit sich in Einklang zu bringen, wird er die kreativen Kräfte mobilisieren und in eine ihm passende Form gießen.

Das Werkzeug des Künstlers ist dann die spitze Feder, Pinsel und Hammer. In der Ausstellung „Mammon“ sind die Techniken und Herangehensweisen an das Thema breit angelegt. Die Facetten der Ausstellung sind vielfältig. Einige Arbeiten sind sehr direkt ablesbar und wütend, einige symbolisch aufgeladen und verschlüsselt. Das Thema wird eingekreist. Die Auswirkungen der Krise, die wirtschaftliche Not, wird visualisiert.
Es ist eine politische Ausstellung über den Irrtum, daß der von regulativen Fesseln befreite Markt eine Zeitlang einigen Wohlstand, jedoch nicht auch gleich die Gerechtigkeit mit produziert.

Der entscheidende Schritt ist noch nicht getan: solange die Global Player wissen, daß sie systemrelevant sind und gerettet werden müssen, wird das Vertrauen in Politik und Wirtschaft nicht wachsen. Die Idee der moralischen Versicherungsgemeinschaft ist abhanden gekommen. Unruhe wird zur Bürgerpflicht.

In dieser Ausstellung zeigt die Kunst mit ihren Werkzeugen auf die Verwerfungen der Moral und des Vertrauens in der Hoffnung, daß ein Betrachter seine Perspektiven und sein Handeln befragt.  Auch sind die Künstlerarbeiten ein Quentchen Trost, weil bei einem solch ernsten Thema der Humor auch nicht zu kurz gekommen ist.

Klaus Jüdes