Texte Von Holger Bunk

Text zur Ausstellung VON HIER AUS
Katalogbeitrag zur Präsentation von „Zweifacher Raum" in Düsseldorf 1984

In dem ständigen Ausprobieren von Techniken und Motiven meiner frühen Arbeiten (ab 1974) kann man den häufigen Wechsel von Standpunkten und Blickwinkeln meiner Meinung über Malerei ablesen. Trotz wechselnder Standpunkte hat sich der eigentliche Gegenstand meiner Versuche nicht geändert- Es ging mir immer um den Bereich, wo in der Malerei Tun und Denken ganz nah beieinander sind‚wo man in einem gemachten Bild das Gedachte aufspüren kann. – Bilder werden gemacht, in Bildern wird gedacht. – Das Denken in vorfabrizierten Bildern beschäftigt mich in meinen malerischen Zitaten von alltäglichen bunten Bildern wie Fotofundstücken und Kunstreproduktionen.

Andere Arbeiten erklären sich aus dem Machen d.h., es sind Versuche, etwas von den Materialien zu verstehen, vom Malvorgang zu lernen und im Material zu denken. Meine damals schubartig purzelnde Bilderproduktion besteht aus Arbeiten, die mal mehr vom Bilderdenken, mal mehr vom reinen Machen her bestimmt sind, und die zu meiner Befriedigung einer zusammenfassenden Beschreibung Widerstand leisten. In später entstandenen Bildern rutschten meine zwei Arbeitsweisen näher zusammen. Auf ein und derselben Bildoberfläche gehen Bildzitate und malerische Erfindung ineinander über (das war die Zeit, in der ich vor keiner Mischtechnik-Kombination zurückschreckte) Bildinhalte und -formen, für deren Bewertung es eindeutige Kriterien gibt, stoßen direkt auf solche, die der Wertung zuwiderlaufen. Diese Bilder knüpfen auf den ersten Blick an eine festgelegte Bildvorstellung und -ordnung an und biegen sie dann doch in eine andere Richtung um. Von malerisch ineinander verwobenen Bildzitaten über Bild-im-Bild-Bilder kam ich zu den Fensterbildern, in denen sich gemalte Ebenen hintereinander staffeln ließen.

Bei neueren Bildern, vor allem bei den Installationen mit aus Holz ausgesägten Bildelementen, die vor dem eigentlichen Bild aufgestellt werden, spielt die Perspektive eine wichtige Rolle. Beim Frankfurter Opernball 1982) ist es ein Ornament, das sowohl ausgesägt aus Holz vor dem Bild im Raum steht, als auch gemalt im Bild auftaucht. Die Zone vor dem Bild wird einbezogen bzw. ein Teil aus dem eigentlichen Bild ausgelagert, so daß je nach Blickpunkt entweder das Bild von der Wand aus in den Raum eingreift oder der Raum im Bild an der Wand fortgesetzt wird.
Die Installation mit dem blauen Tisch (1983) streut nach vorne in den Raum Statuetten aus. Der Tisch, genau so groß wie ein wirklicher Tisch, steht vor einem gemalten Fenster, durch das man die kleinen Autos auf der Straße sieht.

Eine ganze Reihe von neuen Bildern funktioniert durch Gegenstände oder Figuren im Vordergrund, die Lebensgröße haben und deshalb wie maßstäbliche Entnahmen aus dem realen Raum wirken. Proportionen, Lichtverläufe, Farbübergänge, die das Auge in realen Räumen gewöhnt ist, werden in der Perspektive der gemalten Räumlichkeit aufgenommen und weitergeführt in Bereiche, die nur der Malerei zur Verfügung stehen. Es kommt nicht auf Täuschungseffekte an und nicht auf Vereinheitlichung durch Stilisierung. Der Bildraum soll angebunden werden an die Dimensionen realer Räume, weil ich als Maler im Bildraum modellhaft durchspielen kann, womit ich wirkliche Situationen verändern will.

H.B.

Ausstellung „Von hier aus“ (1984), Messe Düsseldorf
Ausstellung „Von hier aus – Zwei Monate neue deutsche Kunst in Düsseldorf“, 29.09. – 2.12.1984, Messe Düsseldorf

 

Holger Bunk – »Zweifacher Raum II« (1984)
Holger Bunk – »Zweifacher Raum II« (1984)