«Kunst im Kessel»
Horváth & Partners Management Consulting, Stuttgart
2011
Ausstellung mit Studierenden der Klassen Bunk und Güdemann (mit Katalog)
Anlässlich des 250-jährigen Jubiläums der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste präsentiert Horváth & Partners mit der Ausstellung »Kunst im Kessel« die Arbeiten von 20 Studierenden der Malerei – Klassen von Prof. Cordula Güdemann und Prof. Holger Bunk. In der Räumen der Managementberatung Horváth & Partners im Phoenixbau, Königstr. 5 in Stuttgart werden zahlreiche künstlerische Arbeiten der jungen Künstlerinnen und Künstler gezeigt, die speziell für die Räume und für diesen Anlass entstanden sind. Der thematische Schwerpunkt von »Kunst im Kessel« liegt auf der Beziehung der Künstlerinnen und Künstler zu ihrer Stadt: Wie wirkt sich deren Tradition in Kunst und Kultur, Wirtschaft und Geschichte auf Menschen aus, die mit offen Augen durch die Stadt gehen? Welche Spuren künstlerischer Ideen sind wirksam und welche vergessen? Welche Ästhetik, welche Lebensqualität setzt sich durch, wo sind die Vorbilder, auf die man in Stuttgart zu Recht stolz ist? Gibt es zu Unrecht Übersehenes? Der Stuttgarter Stadt-Kessel wird in der Ausstellung »Kunst im Kessel« auf Auswirkungen der Innovationen hin befragt und als Ort avantgardistischer Ideen und ihrer Gegenspieler zum Thema.
Mit »Kunst im Kessel« unterstützt Horváth & Partners im Rahmen des Kunstprojektes WIN WIN zum 5. Mal die Studierenden der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart mit einer Ausstellung und einem umfangreichen Katalog. Die besten Arbeiten werden mit zwei Preisen der Peter Horváth-Stiftung von jeweils 2.500,– € prämiert.
Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler:
Simon Baumbusch / Nina Bergold / Karin Brosa / Athina Deligiannidou / Renata Earnshaw-Mathiasch / Marco Faisst / Nadine Fiedler / Matthias Flamm / Sabrina Fortner / Tesfaye Geleta Urgessa / Johanna Hermann / Julia Hermann / Agnes Mrowiec / Nadine Norell / Bettina Pradella / Misoo Shin / Seo-Yi Son / Nigatu Tsehay Molla / Alberto Zamora / Yan Zhang / Sparen
Stuttgart mit seinen großen, die Republik finanzierenden Betrieben und Banken ist prädestiniert, Leute hervorzubringen, die sich an einer industriellen Ästhetik ausrichten und sich dafür bezahlen lassen. Wer sagt aber, dass es nicht noch aktuellere Ästhetiken gibt, mit denen man zumindest mithalten sollte? Diese könnte in den Freiräumen experimenteller junger Kunst vermuten. Es ist ja wirklich nicht so, dass man in Stuttgart keine Kunst vorzeigen kann, sich nicht gerne mit ihr schmückt. Die schlechte Stimmung, der Verdacht nicht nützlich zu sein, trifft aber genau die experimentelle, verletzlichere Kunst. Man denkt hierarchisch-statusmäßig: deshalb sind Phänomene, die es überall gibt, hier im Kessel noch einmal verschärfter Form zu beobachten. Hier verlässt man sich lieber auf gelistete teuere Kunst als auf die innovative noch nicht von Bewertern durchdeklinierte; lieber auf das Theoretisch-Explizite, Monomane, Monumentale als auf das Vielschichtige. Dabei ist es schade, dass es in der von Stuttgart favorisierten Kunst nicht offener und lustvoller zu geht. Pech auch für eine Schule, die ständig junge Leute in eine teuere Stadt mit hohen Ateliermieten entlässt – meist nur für den kurzen Zeitraum, bis sie diese Mechanismen durchschauen und in günstigere Metropolen verschwinden – müssen! Leider ein künstlerischer brain-drain (in Berliner Kunst-Quartieren soll es als Reaktion schon recht unfreundliche Graffiti geben: „Schwaben raus“). Das Argumentieren zugunsten einer besseren Situation für die Kunst vor Ort fällt zusätzlich schwer, weil sich die Situation der Künstlerinnen und Künstler auch in anderen Gegenden eher verschlechtert als verbessert. Da kann man doch nicht auch noch Forderungen stellen!?
Nicht nur an die Schwabenmetropole, sondern an alle, die künstlerische Prozesse für zu teuer und deshalb verzichtbar halten, möchte ich trotzdem mit einem Zitat Robert Walsers appellieren, in dem er darauf hinweist, dass die Kunst generell eigentlich gerade die schwäbische Haupttugend lehrt:
»Liebe ist ein Verschwenden, Kunst ein Sparen«
(Robert Walser, 1878–1951, schweizer. Schriftsteller)