HIDDEN JEWEL – „glaube, was du siehst“
Zur Übergabe der Arbeit an das National Museum Of Iceland
„Glaube, was du siehst – nein, glaube die Hälfte von dem, was du siehst!“ (Zitat aus „The Crimson Pirate/Der Rote Korsar“ 1952)
HB: „In meinen meisten Arbeiten habe ich versucht zu zeigen, dass unsere Vorstellungskraft unbewusst oder bewusst auf das reagiert, was wir in populären Produktionen der Massenmedien (Print, Film, TV, Social Media) sehen – auch wenn wir glauben, Realität direkt und unverstellt zu betrachten“.
Das ist auch die Art und Weise, wie wir innerhalb unserer Kultur kommunizieren: Wenn wir etwas Neues sehen, erinnert es uns vielleicht an etwas, das wir schon einmal gelernt haben, oder wir vergleichen es mit eingeprägtem Wissen. So entsteht ein Gewebe aus eigenem Denken und vorgefasster Bewertung und wir sehen uns damit als Teil der Gesellschaft.
Die interessante Entstehungsgeschichte des Romans „Die Schatzinsel“ des schottischen Autors Robert Louis Stevenson (Erstveröffentlichung 1881/82) verbindet die Textproduktion mit dem Gemälde einer fiktiven Insel, die den Autor zu seiner abenteuerlichen Geschichte inspirierte.
Die 2003 beginnende Hollywood-Filmreihe „Fluch der Karibik“ hat nicht nur gezeigt, dass diese Art des Geschichtenerzählens sich der heutigen Mode anpassen kann, sondern auch, dass es inzwischen eine Vielzahl von Referenzen und „Hommagen“ gibt und das Verfahren der Querverweise und des sampling’s zu einer zweiten Ebene des Spasses wird (Enthalten sind Hinweise auf Buster Keatons Film „Der Seefahrer“ von 1924, Robert Siodmaks „Der scharlachrote Pirat“ von 1952).
Konstante in diesen romanhaften Inszenierungen sind „Meer und Insel“ (= Isolation und auf Karte aufgezeichnetes Versteck), der „Schatz“ (= vom Ursprung losgelöster Reichtum) und der Pirat (= Rebell gegen die Gesellschaft) – Ideale, die auch die Mythen um „Kunst“ (= die Aufzeichnung, der Schatz) und „den Künstler“ (= das Atelier, den Rebellen) betreffen.
„Hidden Jewel“, eine Zeichnung auf Siebdruck von Holger Bunk, 2019, 42 x 30 cm, wie sie in der Jubiläumsausstellung zum 40-jährigen Bestehen der Corridor Gallery von Helgi Thorgils Fridjonsson gezeigt und nun dem National Museum Of Iceland geschenkt wurde, bezieht sich im Titel außer auf romanhafte Exotik auf den Begriff, wie er in der Welt der Banker und Börsen verwendet wird: Wie Aktien, deren Potential unterschätzt ist, kann Kultur, können Kunstwerke etwas sein oder enthalten, das mehr wert ist, als man vielleicht weiß.