Von Holger Bunk

Die Machart reflektieren

Textbeitrag für die Publikation der Professoren der Freien Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

Holger Bunk – »Unruhe« (2009)
»Unruhe« (2009), Mischtechnik, A4

Kommunikation benötigt und verbraucht heute mehr Bilder als je zuvor.
BETRACHTET MAN FERNER DIE WELLE IN IHRER BREITE, ALS FRONT PARALLEL ZUM VERLAUF DER KÜSTE, SO IST ES SCHWIERIG, GENAU ZU BESTIMMEN, BIS WOHIN DIE NÄHERKOMMENDE FRONT SICH KONTINUIERLICH ERSTRECKT UND WO SIE BEGINNT, SICH ZU TEILEN UND AUSEINANDERZUFALLEN IN EIGENSTÄNDIGE WELLEN MIT UNTERSCHIEDLICHER SCHNELLIGKEIT, STÄRKE GESTALT UND RICHTUNG.
Der Glaube an die Zuverlässigkeit von Bildern und die Sicherheit ihrer Interpretation ist aber nicht erst durch elektronische Bildbearbeitung in Frage gestellt worden (die Problematik hat sich dadurch allerdings radikalisiert).
KURZUM, MAN KANN EINE WELLE NICHT ISOLIERT BETRACHTEN, OHNE DABEI DIE VIELFÄLTIGEN ASPEKTE MIT EINZUBEZIEHEN, DIE ZU IHRER BILDUNG ZUSAMMENWIRKEN, DESGLEICHEN DIE EBENSO VIELFÄLTIGEN, DIE SIE VON SICH AUS BEWIRKT.
Beim Blick auf ein Gemälde kam es schon immer darauf an zu verstehen, wie das Bild erzeugt wurde (nicht nur auf das, was es darstellt).
UND DIESE ASPEKTE VERÄNDERN SICH STÄNDIG, WESHALB DIE WELLE JEDESMAL ANDERS IST ALS EINE ANDERE; GLEICHWOHL IST FREILICH NICHT ZU BESTREITEN, DASS JEDE WELLE STETS IMMER EINER ANDEREN GLEICHT, WENN AUCH NUR EINER, DIE IHR NICHT UNMITTELBAR VORAUSLÄUFT ODER UNMITTELBAR FOLGT.
Weil wir inzwischen auch dokumentarische Bilder befragen müssen, ob sie vielleicht verändert oder auf eine Weise hergestellt worden sind, die bereits eine kalkulierte Interpretation bedeutet, kann man sagen, dass die Art und Weise wie man Malerei ansieht über das Vertrauen auf objektive Bilder gesiegt hat.
KURZUM, ES GIBT FORMEN UND ABFOLGEN, DIE SICH, WENN AUCH IN REGELMÄSSIGER VERTEILUNG ÜBER RAUM UND ZEIT, WIEDERHOLEN.
Bildgegenstand, Bildbedeutung und Art und Weise der Bilderzeugung können nur zusammen entziffert werden.