Blick aus dem ersten Stock
Wielandstrasse 45 Düsseldorf
Erster Stock, drei Zimmer, Flur, 41 qm, Toilette auf der Treppe, DM 200,— Miete kalt, Kohleofenheizung möglich.
Gleich links die Küche, dort steht das Bett. Das Küchenfenster öffnet sich zum Hinterhof – hier ist es ruhig. Das große Zimmer zur Straße hin ist laut wegen der Einfahrt zum Güterbahnhof. Ebenfalls zur Straße hin das kleine Zimmer, es ist völlig zugestellt mit Material, Werkzeug und Bildern. Das große Zimmer ist relativ leer zum Arbeiten.
Man schaut aus dem Fenster, es fahren viele Lkw in den Güterbahnhof. Durch die Blumentöpfe auf der Fensterbank sieht man die Autos auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Wegen der Grillstube dort parken die Autos oft in der zweiten Reihe, Es entstehen merkwürdig verkeilte und verzahnte Zwischenräume zwischen den Autos, durch die sich Leute mit Pommes Frites schieben. Durch verzerrte und verschwommene Spiegelungen der gewölbten Windschutzscheiben hindurch male ich die Innenverkleidung der Autotüren, die Sitze und die essenden Leute. Erst die Biegung der Nase und die wulstige Stirn, schon sind die Pommes Frites aufgegessen und das Auto startet. Die Dunkelzone unterhalb der Autos ist farblich schwer zu bestimmen Violett ist immer dabei, aber ich muss mit einer anderen Farbe in der Mischung gegensteuern, sonst bleibt es nur ein lila Strich unter dem Auto. Ein Regenschauer macht den Gehsteig und die Straße dunkler als die Autos. Ich muss das Bild übermalen!
Dem Stromliniendesign der Autos wird im Zimmer von Schwung der alten Sessellehnen Konkurrenz gemacht. Die Fensterbank, die Autos und Sessel trennt, ist sehr fleckig. Hier lasse ich einen Teil von der Maria durchschauen, die ich für Basel gemalt hatte. Alles im Raum ist gebogen und geneigt, die Gegenstände kommen zueinander, bleiben zusammen. Der Raum lässt sich um die gemalten Dinge herum bauen. Das ist Architektur unerfüllbarer Wünsche.
Erster Stock, drei Zimmer, Flur, 41 qm, Toilette auf der Treppe, DM 200,— Miete kalt, vielleicht eines Tages mit Gasheizung?!