Von Holger Bunk

Katalogtext für Ausstellung »Persönliche Stadtpläne«
Kunstverein Schwäbisch Hall

Noch nie waren architektonische Räume so offen für alle Sorten von Bildern wie jetzt. Es sind elektronische leuchtende Bilder, fassadenverhängende Großbilder auf Gebäuden, Räume, die aus dem Bewusstsein heraus entstehen, dass ihre Flächen Bildflächen sind. Eine Bilderarchitektur verdrängt die moderne Architektur, die bildlose reine Fläche propagierte. Offenbar besteht ein Bedürfnis nach Flächen voll mit Bildern, die schnell wechseln, die den Raum lebhaft machen, an- und überfüllen. Bebildert wird mit Austauschbarem. Nicht mit Bildern, die in den Raum „gehören“ oder eine echte Verbindung mit ihm eingehen wollen. Ihr Verhältnis zum Raum ist keine dauerhafte thematische Festlegung. Nie zuvor war Raum so leicht neu zu bebildern wie jetzt, nie waren Bilder so verfügbar.

Was Raum durch eine „Bebilderung“ bekommt ist so eher Oberfläche als Inhalt. Das Zusammenspiel wird provisorisch und bleibt vorübergehend. Die Wirkung verbraucht sich rasch, vielleicht sogar immer schneller, immer hektischer. Die Bilder heben die Raumwirkung auf, der Raum konsumiert die Bilder. Durch den provisorischen Charakter der Beziehung von Raum- und Bildelementen wird die Verantwortung der Autoren nur scheinbar aufgehoben oder ausgeklammert. Eigentlich wird die Verantwortung durch die Größe des Eingriffes in unsere Umgebung, durch die technische Reproduzierbarkeit und Produktionsmenge von Bild und Raum tatsächlich immer größer. Hier kann künstlerische Erfahrung ins Spiel gebracht werden: Als experimentelle Ebene. Als Ausprobieren und Werkstatt für ein neues Zusammenspiel von Raum und Bildern, die sich gegenseitig bereichern und verbessern.

Katalog »Holger Bunk – Persönliche Stadtpläne« (2004)